Du planst einen Trip nach Kanada und möchtest per Anhalter reisen, also trampen? Aber bist dir vielleicht noch nicht sicher, ob das gut klappt und du dich trauen sollst? Dann bist du hier genau richtig! Meine Freundin und ich waren in Kanada unterwegs – und das vorrangig als sogenannte Hitchhiker. Wir sind insgesamt einen Monat lang zu zweit per Anhalter durch Kanadas Westen gereist. Lies hier meine Tipps wie es mit dem Hitchhiking am besten klappt und was du beachten solltest.
Per Anhalter durch Kanada – unsere Erfahrungen
Per Anhalter durch Kanada zu reisen hat eigentlich überraschend gut funktioniert. Um die Kontrolle zu haben, mit wem wir fahren, haben wir anfangs gezielt an Tankstellen oder Raststätten Leute angesprochen, die vertrauenswürdig aussehen, Platz im Auto hatten und scheinbar in die richtige Richtung fuhren. So kann man sich selbst aussuchen, wen man anspricht und Leute, die einem nicht Geheuer sind, leicht umgehen ohne unhöflich zu sein.
Nachdem wir dann ein bisschen Erfahrung mit dem Trampen gesammelt hatten, sind wir auch mutiger geworden und haben uns auch direkt mit Daumen raus an die Straße gestellt. Dabei hatten wir vorher vereinbart, dass wenn einer sich bei einer Person unwohl fühlt, wir ohne weitere Diskussion beide nicht dort einsteigen. Das hat auch gut geklappt und ein mal haben wir so eine Situation tatsächlich auch gehabt. Wichtig ist, dass man in so einer Situation standhaft ist und dann auch wirklich den Lift freundlich ablehnt – auch wenn es unangenehm ist.
![Kanada per Anhalter: Tipps für Hitchhiking oder Trampen in Kanada als Backpacker](https://www.work-travel-balance.de/wp-content/uploads/Kanada_Moraine-Lake-2-500x375.jpg)
5 Tipps für Hitchhiking in Kanada
- Sprich an Tankstellen proaktiv Leute an, die in deine Richtung fahren und vertrauenswürdig aussehen. Dieser Tipp ist vor allem für Anfänger, die noch unsicher sind. So haben wir damals mit dem Hitchhiken begonnen. Auf diese Weise hast du etwas Zeit dir zu überlegen wen du ansprechen möchtest und kommst nicht in Verlegenheit, dass jemand anhält, bei dem du kein gutes Gefühl hast.
- Sage vor der Fahrt jemandem Bescheid, von wo nach wo du heute reisen möchtest und ob du angekommen bist. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kannst du unauffällig auch das Nummernschild an deine Vertrauensperson durchgeben. Wir selbst haben das nie gemacht, aber das war ja auch nicht unbedingt schlau und offenbar hatten wir einfach immer Glück :). Wenn du Internet hast, kannst du deinen Live-Standort auch mit jemandem bei Whatsapp teilen – vorausgesetzt es gibt Handyempfang in der Gegend.
- Wenn du etwas sicherer beim Trampen geworden bist und dir eine gewissen Menschenkenntnis zutraust, dann überlege dir vor jeder Teilstrecke vorab, wo ein guter Punkt zum Hitchhiken sein könnte. Zum Beispiel ist eine Highway-Auffahrt natürlich auf deiner einen Seite sinnvoll, da alle Autos dort schon man grundsätzlich in die richtige Richtung fahren. Auf der anderen Seite solltest du vorher prüfen, ob es dort überhaupt noch möglich für den Fahrer ist, sicher anzuhalten nachdem er dich gesehen hat. Mach es dem Fahrer einfach, sicher anzuhalten! Im Idealfall sollte er dich bereits von Weitem sehen, sodass er ein paar Sekunden zum Überlegen hat, ob er einen Anhalter mitnehmen möchte oder nicht.
- Bastele dir ein Schild mit deinem Ziel. Dieser Tipp kollidiert natürlich mit Tipp Nummer 1 und macht nur Sinn, wenn du dich traust, an der Straße zu stehen und den Daumen rauszuhalten. Für dein Schild reicht es, wenn du dir z.B. im Supermarkt ein Stück Pappe von einer Verpackung besorgst. Außerdem solltest du dir einen möglichst dicken Edding-Stift besorgen. Wenn Fahrer dein Ziel sehen, erhöht es die Chance, dass sie dich mitnehmen. Denn so sieht der Fahrer direkt, ob du in seine Richtung willst oder nicht. Wenn ich selbst Fahrer bin und Hitchhiker am Straßenrand sehe, überlege ich meist: “Lohnt es sich anzuhalten? Wie wahrscheinlich es ist, dass sie das gleiche Ziel haben wie ich?” Vor allem wenn ich in einen kleineren Ort möchte. Mit dem Schild ist diese Frage schon mal geklärt und der Fahrer muss nicht möglicherweise unnötig anhalten. Aber Achtung: Wenn du ein Schild hast, wird es schwieriger Fahrer abzulehnen, die dir nicht geheuer sind. Denn die Ausrede, dass du woanders als er hin möchtest, ist somit passé. Du hast ja bereits preisgegeben, dass du in die gleiche Richtung musst.
Mit einem Schild kann man leichter trampen - Schreibe bei langen Distanzen nicht das Endziel, sondern ein größeres Zwischenziel auf dein Pappschild. Viele Fahrer denken, dass ein Lift nichts wert ist, wenn er nicht bis ans Endziel geht. Das stimmt natürlich auch manchmal, denn niemand will zwischendurch im Niemandsland herausgelassen werden. Aber wenn das Zwischenziel eine größere Stadt auf direktem Weg ist, sieht die Lage ganz anders aus. Du erhöhst deine Chancen auf eine Mitfahrt wenn du eine Strecke in mehrere Teil-Distanzen aufteilst. Im Auto kannst du dann immer noch klären, wie weit der Fahrer letztlich wirklich fährt. Und falls der Fahrer dir unsympathisch sein sollte, musst du auf diese Weise nicht die komplette Strecke mit ihm fahren. Stattdessen kannst du ohne unhöflich zu sein an deiner angegebenen Zwischenstation aussteigen.
Generell kann ich persönlich nur gutes vom Trampen in Kanada berichten! Kanada per Anhalter zu bereisen hat für uns super geklappt. Dennoch will ich dir die Gefahren nicht vorenthalten:
Die grausame Geschichte des Highway of Tears
Von Prince Rupert nach Jasper sind wir nicht getrampt, sondern mit dem Zug gefahren. Das lag vor allem daran, weil die Zugstrecke so toll sein soll (und sie ist es wirklich). Aber es gibt auch noch einen weiteren Grund die Strecke lieber mit dem Zug zu fahren: der Highway 16, der Kanadas Osten mit dem Westen verbindet. Der wird nämlich auch Highway of Tears genannt. Und das ist noch ein harmloser Name, wenn man den Grund dafür kennt: Hier sind über viele Jahre hinweg bereits Dutzende Frauen – meist indianischer Abstammung – verschwunden. Einige von ihnen sind getötet worden, andere bleiben seit Jahren vermisst – was im Endeffekt vermutlich dasselbe bedeutet. Aufgedeckt wurden diese Verbrechen bisher nicht. Wenn man Medienberichten glaubt, wurde bei den Fällen bisher aber auch nicht allzu viel ermittelt.
Bei unserem Zwischenstopp in Prince George haben wir mit unseren Couchsurfing-Hosts über unseren Hitchhiking-Trip gesprochen. Die beiden kannten ein Mädchen aus dem Bekanntenkreis, das vor ein paar Jahren per Anhalter am Highway 16 losgefahren ist – angekommen ist sie bis heute nicht. Das ist schon echt gruselig wenn man solche Geschichten aus erster Hand hört. Und erschreckend, dass so wenig getan wird. Auch in Jasper, das unmittelbar am Highway of Tears liegt, haben wir immer wieder Vermissten-Anzeigen an Laternenpfählen und schwarzen Brettern gesehen. Teilweise waren die Personen bereits seit den 90er Jahren verschwunden… Wenn du mehr über die Vermissten vom Highway 16 in Kanada und die Hintergründe erfahren möchtest, kannst du zum Beispiel diese Artikel lesen: “Unterwegs auf der Straße der Tränen” (Spiegel), “Highway 16 – die Straße der Tränen” (Welt).
Das soll dich aber nicht vom Hitchhiking in Kanada abhalten – aber du solltest immer wachsam sein und auf dein Bauchgefühl hören. Wir haben so viele tolle Erfahrungen gemacht und ich kann es dir nur empfehlen es zu versuchen!
![Svenja beim Backpacking in Kanada - mit viel zu viel Gepäck](https://www.work-travel-balance.de/wp-content/uploads/IMG_4707-500x375.jpg)
Fazit: Wie gut klappt es in Kanada per Anhalter zu reisen?
Kanada per Anhalter zu bereisen war ein absolutes Erlebnis und Abenteuer! Wir haben so viele Leute kennengelernt und Orte gesehen, die wir über einen normalen Reiseführer niemals gefunden hätten. Natürlich war es manchmal auch anstrengend. Während man im Zug oder Bus auch einfach mal nur Musik hören oder schlafen kann, ist man beim Trampen schon die ganze Zeit präsent. Der Autofahrer nimmt einen ja meistens deshalb mit, weil er gerne Gesellschaft hätte – also unterhält man sich. Das kann, wenn man bereits einen langen Tag hinter sich hat, ab und zu auch schon mal anstrengend werden. Das ist aus meiner Sicht aber nur ein kleiner Wermutstropfen. Wenn man zu zweit ist, kann man sich außerdem abwechseln. So ist jeder mal vorne der Unterhalter, während der andere hinten chillen kann. Ich bin von diesem Trip auch nach langer Zeit noch immer begeistert und kann jedem das Abenteuer “Kanada per Anhalter” nur empfehlen!
Du bist nicht überzeugt vom Trampen in Kanada? Dann schau dir unsere Empfehlungen für einen günstigen Mietwagen in Kanada an!
Wenn du noch Infos für deine Kanada-Route suchst, schau dir auch meine Artikel mit Tipps für deine Kanada-Route in BC und Alberta und meine allgemeinen Tipps für Backpacking in Kanada an.
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