Ein Wochenende am Gardasee. Bilder von Strand, Aperol Spritz und viel Sonne kommen mir in den Kopf. Ich war noch nie am Gardasee, aber so stelle ich ihn mir vor. Wie einen großen See, an den man in erster Linie zum Ausspannen fährt. Doch weit gefehlt. Dass der nördliche Gardasee bzw. die Region Garda Trentino ein wahres Paradies für Outdoor-Sportler ist, werde ich schnell merken. Doch eins nach dem Anderen. Wo fange ich an?
Alora… (wie der Italiener zu sagen pflegt): Spät am Abend steige ich in Rovereto aus dem Zug. Nur knapp über vier Stunden dauert die Anreise aus Rosenheim. Und das ohne umzusteigen. Dennoch ist es inzwischen spät am Abend. Doch zum Glück sind die Italiener späte Abendesser und so ist es nun wirklich kein Problem auch um 22 Uhr noch eine Pizza zu finden. Eine äußerst gute Pizza, wohlgemerkt.
Ich bin einen Tag früher angereist als die anderen Teilnehmer und so habe ich ausreichend Zeit, mich in Arco umzuschauen, bevor unser Programm mit Globetrotter und Garda Trentino startet. Und trotz bewölkten Himmels kann Arco sich sehen lassen! Bunte Gässchen am Fuße eines riesigen Felsens, auf dem eine alte Burg thront. Von irgendwo her tönt Straßenmusik und gefühlt jeder zweite Laden ist eine Eisdiele. Was will man mehr?
Und dennoch ist Arco anders. Denn im Gegenteil zu vielen anderen Touri-Orten, auf die diese Beschreibung so oder so ähnlich zutreffen würde, ist in Arco nicht alles mit Souvenirläden zugepflastert. Nein, in Arco sind die Läden, die kein Eis vertreiben, Outdoor-Geschäfte. Denn wer nach Arco kommt, will nicht nur flanieren, sondern vor allem etwas erleben!
Tag 1 in Garda Trentino
Nachdem sich unsere knapp 10-köpfige Gruppe am Vorabend im Restaurant All Lega bei Pasta und Vino (und etlichen weiteren Spezialitäten der Region wie dem berühmten „Carne salada“, Forellen „en saor Strangolapreti“ in geschmolzener Butter und
Salbei oder Tagliatelle mit Hasenragout – um nur ein paar zu nennen) kennengelernt hat, geht es am nächsten Morgen früh los. Eine Wanderung zum Cima Parì steht auf dem Plan. Da ich wenig Vorbereitungszeit für den Trip hatte, lasse ich mich komplett überraschen. Normalerweise reisen Peter und ich allein und ohne Guide oder Veranstalter und so ist es eine willkommene Abwechslung, mal den Kopf auszuschalten und sich nicht um Sehenswürdigkeiten, Routen, Wettervorhersage oder ähnliches kümmern zu müssen.
Guide Maura erklärt uns auf der Karte, wo wir hin wollen und los geht’s. Wir lernen, dass die die Berge der Ledroalpen
gemeinsam mit den Talschaften der Äußeren Judikarien offiziell als Biosphärenreservat ausgezeichnet wurden. Grund für die Entscheidung der UNESCO ist das dynamische Zusammenspiel von Artenvielfalt, Ökosystem und Kulturlandschaften.
Zunächst unterscheidet sich die Landschaft nicht maßgeblich von der in Bayern. Kühe, die genüsslich auf Bergwiesen in der Sonne liegen – soweit noch nichts Neues. Noch. Die Laune ist super, alle sind mehr als happy über das phänomenale Wetter, das uns am Vorabend noch ganz anders angekündigt wurde.
Pure Glückgefühle am Cima Parì
Wie gesagt: Ich war ohne Erwartungen gekommen. Enttäuschungen waren also ausgeschlossen. Überraschungen hingegen nicht. Und genau so eine sollte auf mich warten. Eben noch grasende Kühe und Oberbayern-Feeling und plötzlich das: Hinter der nächsten Kurve am Hügel ist er das erste Mal zu erspähen: der Lago di Ledro erstrahlt in feinstem Türkisblau. Eingebettet zwischen Hügel, die mich an die Vulkanlandschaft Hawaiis erinnern. Ein Traum!
Ich glaube wir könnten alle einfach ewig hier bleiben und uns an den Farben und Weiten nicht sattsehen, aber “satt” ist genau das Stichwort, das uns dann doch weitertreibt. Es ist Mittagszeit und wandern macht hungrig. Schweren Herzens werfen wir einen letzten Blick vom Cima Parì und machen uns auf den weiteren Weg.
“Kamera-Verbot. Fotos nur im Stehen”, mahnt Guide Mauro uns, denn rechts geht es steil den Abhang hinunter. Unsere volle Aufmerksamkeit ist dem Weg gewidmet. Und der zieht sich. Nicht etwa aus Langeweile, sondern weil tatsächlich alle paar Meter jemand innehält, um die phänomenale Aussicht auf Berge und Tal zu genießen. Grün in allen Farbnuancen, soweit das Auge reicht. Doch der Margen knurrt immer stärker und so habe ich kaum noch Muße mir die Schützengräben aus dem ersten Weltkrieg genauer anzuschauen, die wir gegen Ende des Weges immer wieder passieren. Zu sehr lockt mich das Wissen um die auf der Hütte wartenden Leckereien. Und irgendwann, als ich mich gerade erneut mental für die nächste Etappe motivieren will, taucht sie hinter der nächsten Kurve auf: Die Pernici Hütte – und mit ihr unser Mittagessen, in meinem Fall ein für die Region typisches Gericht aus geschmolzenem Bergkäse auf Polenta. Yummy!
Ist das noch ein Outdoor-Wochenende oder das Foodie-Camp?!
Frisch gestärkt geht es durch einen Wald die restlichen Höhenmeter hinunter. Doch nach dem Essen ist vor dem Essen: Am Hotel Garni’ on the Rock* angekommen, wartet bereits der Hotelier mit einem Umtrunk samt Snacks. Und für die ist kaum Zeit, denn gleich geht es schon weiter zum Abendessen. Bin ich hier wirklich richtig beim Outdoor-Wochenende oder versehentlich bei den Foodies gelandet? – Die Frage werde ich mir in den kommenden Tagen noch mehrmals stellen 🙂 Daniele und Natasha von Garda Trentino lassen wirklich keine Gelegenheit verstreichen, um uns mit lokalen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Auf das Abendessen heute freue ich mich ganz besonders, denn es geht in ein veganes Lokal. Sämtliche Zutaten im Officina Verde haben nicht nur Bio-Qualität, sondern werden ausschließlich aus der näheren Umgebung eingekauft. Und der Geschmack überzeugt sogar die härtesten Fleisch-Fans unserer kleinen Gruppe. Gut, dass wir gleich am nächsten Morgen wieder sportlich aktiv durchstarten – andernfalls käme ich mit ein paar Kilos mehr nach Hause!
Tag 2
An Tag 2 geht es hoch hinaus! Naja, eigentlich gar nicht mal sooo hoch, aber am Fels fühlt sich der Boden doch ganz schön weit weg an… Am Morgen stehen mehrere Aktivitäten zur Auswahl. Während sich ein Teil der Gruppe zu einem Klettersteig im Canyon aufmacht, habe ich mich fürs Klettern an der Felswand entschieden. Der Canyon klingt zwar verlockend, aber schließlich gehen Peter und ich regelmäßig Klettersteige – warum also nicht mal etwas Neues probieren?
Heute ist Gino unser Kletter-Guide. Wir laufen etwa ein Viertelstunde vom Parkplatz einen Hügel hoch, bevor wir am „Falesia Belvedere“ mit Blick auf den Gardasee ankommen. Blitzschnell klettert Gino den Fels hoch, befestigt ein paar Seile und nach kurzer Einweisung geht es los. Danke an dieser Stelle nicht nur an Gino, der mich gesichert hat, sondern auch an Fotograf André für die tollen Bilder, die entstanden sind, während ich am Fels hing!
Der Vorteil, wenn der Guide dich beim Klettern sichert: Du musst dich nicht mit deinem Partner abwechseln und kannst sehr oft klettern. Der Nachteil: Du bist anschließend entsprechend ausgepowert 🙂
Aber wenn wir uns an diesem Wochenende auf eines verlassen können, dann ist es die Gewissheit, dass die nächste Stärkung nie weit entfernt ist. Und so dauert es nicht lange, bis ich meine Kraftreserven bei Pasta und Polenta in der Weinkellerei Madonna delle Vittorie auffüllen kann – inklusive Oliven-Öl und Weinverköstigung. Das ist auch nötig, denn am Nachmittag stehen noch 700 Höhenmeter aufwärts auf dem Programm…
Ein Shuttle-Bus bringt uns zum Startpunkt der Wanderung auf den Monte Stivo – ein Klassiker unter den Wanderungen am nördlichen Gardasee, wie ich erfahre. Haben wir im Tal noch in der Mittagssonne gebrutzelt, so sind die Temperaturen 1000 Meter höher schon deutlich angenehmer. Frohen Mutes setzen wir uns mit Guide Michael in Bewegung.
“Wie Sie sehen, sehen Sie Nichts”
Naja, ganz so schlimm ist es nun auch nicht, aber der dichte Nebel lässt sich nicht weg reden. Irgendwie hat das Flair gerade mehr etwas von Schottland als von Italien. Auch nicht schlecht – quasi zwei Länder zum Preis von einem 🙂 Und die angenehm frische Brise kommt mir nach der sengenden Mittagshitze eigentlich sogar ganz gelegen. Irgendwann, passend zum Sonnenuntergang, erreichen wir unser Nachtlager: das Rifugio kurz vor dem Gipfel des Monte Stivo. Hängematten laden zum Verweilen ein – wir entscheiden uns allerdings wenig überraschend lieber für das warme Hütteninnere. Bier, Bergkäse und italienischer Hüttenschmaus – was will man mehr? Dennoch hat der Tag uns allen einiges abverlangt und so liegen wir eher früher als später in unseren Etagenbetten und hoffen, dass niemand schnarcht.
Tag 3 am Gardasee
Tag 3 beginnt ähnlich, wie Tag 2 geendet hat. Da stelle ich einmal im Leben extra den Wecker für den Sonnenaufgang und dann versetzt mich die Sonne… Na gut, es war irgendwie zu erwarten, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Für den Blick auf den Gardasee braucht man heute Morgen jedenfalls ganz besonders gute Augen…
Nach dem Frühstück auf der Monte Stivo Hütte mit selbstgemachtem Brot, Marmelade und Joghurt geht es an den Abstieg. Von Gewitter ist im Wetterbericht die Rede – da wollen wir lieber keine Zeit verlieren. Doch wir haben Glück. Das Gewitter versetzt uns und mit jedem Meter nach unten wird die Sicht besser. Irgendwann kommt tatsächlich der Gardasee zum Vorschein!
Zeit zum Verschnaufen bleibt kaum. Bei drei Tagen Italien möchte niemand Zeit verlieren und so geht es nach einer schnellen Dusche direkt weiter. Nach den körperlich anspruchsvolleren Vortagen und dem Abstieg am Vormittag allerdings etwas gediegener. Nach dem Mittagessen im Restaurant Antica Croce (ja, dafür ist immer genügend Zeit 🙂 ) geht es zum Schwimmen an den Lago di Tenno.
Im Hintergrund: Der Gardasee (nur für besonders gute Augen)
Und auch den Gardasee selbst wollen wir endlich aus der Nähe betrachten. Zum Schwimmen wird es dann doch etwas zu gewittrig und so tun wir nach einem kurzen Spaziergang durch die Örtchen Canale di Tenno und Turbel das einzig Sinnvolle: Essen und Trinken. Und so wird mein Klischee vom Gardasee bei Aperol Spritz in einer netten Bar am Ufer des Sees doch noch erfüllt! 🙂
Zum krönenden Abschluss des Wochenendes wird im Ristorante alla Terrazza nochmal richtig aufgetischt. Alles, was der Gardasee an Fischvielfalt zu bieten hat, findet sich heute Abend auf der Karte.
Vielen Dank an Globetrotter Ausrüstung, Bulli-Fieber und Garda Trentino für das wunderbare Wochenende! Jetzt wo ich weiß, was der Gardasee neben Wasserspaß alles zu bieten hat, kommen wir mit Sicherheit wieder!
Weitere Impressionen von unserem Wochenende in Garda Trentino findest du auf unserem Instagram-Kanal @worktravelbalance
Warst du auch schon mal am Gardasee oder in der Region Garda Trentino? Wie hat es dir gefallen?
Hinweis: Da wir ausdrücklich die Veranstalter Globetrotter Ausrüstung und Garda Trentino empfehlen, muss ich diesen Reisebericht als *Werbung* kennzeichnen. Dennoch spiegelt dieser Reisebericht in jeglicher Hinsicht meine persönliche Meinung – positiv wie negativ – wieder.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
[…] Was den nördlichen Gardasee für uns ebenfalls sehr attraktiv macht, ist das milde Wetter (auch schon in der Nebensaison wie Mai) gepaart mit den vielen Sport- und Outdoor-Aktivitäten. Nach Feierabend mussten wir keine 30 Meter laufen, um eine Runde zu SUPen oder Kajaken. Torbole ist zudem ein Paradies für Windsurfer – was allerdings auch den Nachteil hat, dass draußen arbeiten wegen des starken Windes im Strandbereich gewisse Herausforderungen birgt 🙂 Neben Wassersport ist die Garda Trentino Region für Radfahren, Wandern und Klettern bekannt. Es gibt also genügend Aktivitäten, um Feierabend und Wochenenden zu füllen. (Wenn du etwas Inspiration brauchst, lies gerne auch meinen Artikel über ein Outdoor-Wochenende in Garda Trentino.) […]