Wir wollen im Januar gerne dem Winter entfliehen – mit unserem 4-Monate alten Baby. Keine große Elternzeitreise, sondern einfach “nur” ein normaler Urlaub von vielleicht zwei Wochen. Ziel: Ins Warme. An sich schon etwas schwierig, wenn man seinen persönlichen CO2-Fußabdruck nicht unnötig mit langen Flugreisen vergrößern möchte, aber eine im ersten Moment fast schon unmöglich erscheinende Herkules-Aufgabe, wenn dann noch die neuen Anforderungen durch das Baby hinzukommen:
- Keine schlimmen Tropenkrankheiten wie Malaria, Dengue und Co. –> damit fallen fast alle tropischen Länder in Äquatornähe raus
- Keine sonderlich hohe Kriminalitätsrate wie z.B. in vielen Ländern Zentralamerikas oder gar Anschlagsgefahr wie z.B. momentan (Stand 2023/24) in Israel
- Keine Regenzeit oder Hurricane-Saison
- Möglichst wenig Zeitverschiebung, um den sensiblen Babyschlaf nicht zu gefährden
- Maximal ein Umstieg beim Fliegen, besser gar keiner
- Es soll warm sein, aber nicht heiß
Und dann soll es idealerweise auch noch ein Ort sein, an dem wir noch nie waren, damit es auch für uns etwas Neues ist. Macht die Sache in unserem Fall nicht leichter, denn tatsächlich haben wir das große Glück, bereits sehr viel gereist zu sein. Die halbe Welt ist raus, weil dort Winter herrscht, und die restlichen 90% erfüllen mindestens eines der zuvor genannten Kriterien nicht. Also doch wieder Kanaren?! Die hatten wir bereits in der Schwangerschaft aufgrund ihrer Tropenkrankenfreiheit als Winter-Reiseziel auserkoren und waren bisher keine großen Fans geworden. Ja, es war schön dort, doch irgendwie hat uns das Flair Teneriffas nicht angesprochen. “Fuerteventura ist da, wo die Surfer sind, ganz anders”, erhalte ich gleich zweimal innerhalb weniger Tage als Tipp und so suchen wir uns dort eine Unterkunft und Flüge raus. “Lass uns noch eine Nacht drüber schlafen und morgen buchen”, entscheiden wir. Gesagt – und nicht getan.
Im nächsten Tag scrolle ich nach dem Mittagessen kurz durch meinen Social Media Feed, als ich eine Werbeanzeige ausgespielt bekomme. Ich halte Peter, der gerade in einer Telko ist, das Angebot für 2 Wochen Ägypten wortlos unter die Nase. Er gibt mir den Daumen hoch. Ich wähle die Nummer des Reiseveranstalters, um zu erfragen, ob man auch ein Baby mitnehmen kann. Während ich in der Warteschleife hänge, kommt Peter zu mir und verkündet, dass er schon immer mal eine Nilkreuzfahrt machen wollte. Denn genau das beinhaltet das Angebot: Eine Woche auf dem Nil und eine weitere im Strandhotel. Eigentlich die Art von Pauschalreise, mit der man uns vor wenigen Monaten noch hätte jagen können, aber im Moment angesichts unserer mangelnden Zeit, um individuelle Reisen zu planen und organisieren, vielleicht genau das Richtige. In der Zwischenzeit habe ich erfahren, dass ein Baby zu verkraftende 50 EUR Aufpreis für die zwei Wochen kostet und so vergessen wir schlagartig Fuerteventura. Ägypten it is.
Mittelstrecken-Flugreise mit Baby nach Ägypten
Auch wenn uns Ägypten als Reiseziel mit Baby relativ harmlos erschien, haben wir uns vorab eine Reihe Fragen gestellt – denn immerhin war es unsere erste richtige Reise zu dritt und Paulina erst vier Monate alt.
Fragen die wir uns vorab gestellt haben / Sorgen, die wir hatten:
- Flug
- Wie machen wir es beim Fliegen? Der Loop Belt gilt als extrem unsicher für Babys (angeblich wurde er erfunden, um andere Reisende vor herumfliegenden Kindern zu schützen, nicht die Kinder selbst). Sollen wir stattdessen lieber einen flugfähigen Maxi Cosi besorgen? Dann bräuchte sie allerdings aber auch einen eigenen Sitzplatz.
- Könnte sie auch in einem Baby Basin fliegen? Gibt es das überhaupt auf jedem Flug?
- Wie wird sie Start und Landung verkraften?
- Müssen wir beim Fliegen auf irgendetwas achten?
- Hat das Baby ein eigenes Gepäckstück?
- Hygiene
- Wie machen wir das unterwegs mit der Hygiene? Wie desinfizieren wir z.B. Schnuller?
- Kinderwagen & Kindersitz
- Brauchen wir einen Kindersitz für die Transfers vor Ort?
- Sollten wir einen Kinderwagen mitnehmen oder reicht die Trage?
- Gesundheit
- Braucht Paulina vorab Reise-Impfungen?
- Wird es wirklich nicht zu heiß für sie sein? Wie kommt sie mit dem Klima klar?
- Wie ist das mit Moskitoschutz für Babys? Was kann man nehmen?
- Was gehört in die Reiseapotheke?
- Weitere Fragen und Unsicherheiten
- Wird Paulina im Hotel und auf dem Schiff gut schlafen können?
- Können wir mit Paulina Tempel und Ausgrabungsstätten besichtigen oder ist das zu viel für sie?
- Kann ich in Ägypten problemlos in der Öffentlichkeit stillen und wickeln?
Einen Kinderwagen hatten wir im Endeffekt nicht dabei und auch keine Babyschale fürs Auto. Der Kinderwagen wäre vielleicht manchmal im Hotel praktisch gewesen, um das schlafende Baby vom Zimmer zum Restaurant zu chauffieren, ohne dass es aufwacht. Das wars aber auch schon, daher war es in dem Fall für uns die richtige Entscheidung ihn daheim zu lassen. Anders sah es bei der Babyschale aus. Bereits im Flieger hätten wir sie gut gebrauchen können, denn neben uns war ein Platz frei, den das Baby ideal hätte einnehmen können – wenn wir einen Kindersitz für sie gehabt hätten, denn sitzen konnte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht. Spätestens beim ersten längeren Transfer zwischen Hurghada und Luxor hätte ich uns in den Hintern treten können, dass wir keinen Kindersitz dabei hatten, denn 5 Stunden im Minibus mit Baby auf dem Schoß, sind nicht nur für die Mama extrem anstrengend, sondern auch einfach total gefährlich. Daher haben wir in Luxor erstmal einen Babyladen aufgesucht und die ägyptische Variante eines Maxi-Cosis besorgt. Beste Entscheidung!
Einen Riesen-Vorteil den wir in Bezug auf Hygiene hatten: Paulina wurde zu dem Zeitpunkt noch 100% gestillt. Wir mussten uns also wenig Gedanken darum machen, ob die Lebensmittelhygiene ausreichend ist. Klar, auch wenn ich krank geworden wäre, wäre das ungünstig gewesen, aber kein Weltuntergang, solange mein Körper noch stark genug ist, um Milch zu produzieren. Letztlich hat sich diese Situation zum Glück aber auch nie ergeben.
Was wir vorab fürs Baby organisiert haben:
- einen Kinderreisepass (inzwischen gibt es den Kinderreisepass nicht mehr, also wäre es nun ein richtiger Reisepass wie bei Erwachsenen). Hier wird ein biometrisches Passfoto benötigt. Am besten legst du dein Baby auf eine neutrale Decke und machst von oben ein Bild. Das kannst du dann im Drogeriemarkt für ein paar Cent ausdrucken.
- eine Auslandskrankenversicherung fürs Baby. Wir haben uns für die Debeka entschieden, da diese für 80 Tage am Stück gilt.
- Folgendes Equipment haben wir für die Reise besorgt: Baby-Rucksack mit Bett-Funktion*, Mini-Wasserkocher*, Baby-Sonnenhut*, Baby-Sonnenbrille, Baby-Sonnencreme, Baby-Floating-Matte für den Pool*, selbstgemachtes Anti-Moskito-Öl auf Kokosölbasis mit Lavendel und Rosengeranie, ein Babyfon mit Video-Funktion*, Lärmschutzkopfhörer*, falls es unterwegs mal laut wird (z.B. abends im Restaurant)
Unsere Learnings & Tipps von dieser Reise:
- Bei Start und Landung unbedingt Stillen / Fläschchen geben (es kommt auf das Schlucken an) für den Druckausgleich der Ohren
- Es lohnt sich, vorab bei der Airline zu recherchieren bzw. anzufragen, wieviel Reisegepäck das Baby inklusive hat (in unserem Fall nur Handgepäck) und wie es mit der Mitnahme von Kinderwagen / Kindersitz aussieht (in unserem Fall kostenlose Mitnahme möglich). Solltest du eine Babyschale / einen Autokindersitz mitnehmen, aber als Gepäck einchecken, empfehlen wir zum Schutz eine Transport-Hülle*
- Ein Baby-Basin gibt es meist nur auf Langstreckenflügen und oft nur bis 6 Lebensmonate verfügbar (variiert je nach Airline). Bei uns gab es das nicht, daher haben wir darüber auch nicht weiter nachgedacht.
- Es gibt Airline-zertifizierte Autokindersitze. Wenn du sowieso einen kaufen musst, kann es sich lohnen, darauf zu achten. Allerdings haben die Airlines unterschiedliche Policies dazu und du müsstest einen eigenen Sitzplatz für dein Baby reservieren. Das ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, da ein Baby in dem Alter normalerweise sehr kostengünstig bei den Eltern auf dem Schoss mitfliegen darf.
- Der sogenannte Loop Belt, also die Gurtverlängerung zum Anschnallen des Kindes, ist sehr umstritten. Im Internet gibt es Loop-Belt-Alternativen* zu kaufen, allerdings werden diese nicht von jeder Airline akzeptiert
Im Endeffekt hat alles richtig gut geklappt und wir konnten ein rundum positives Fazit zu unserem ersten Urlaub zu dritt ziehen.
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